Kamera

Holyland-Photographs
Historische Photographien aus Palästina

Sammlungen

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Die Sammlung der historischen Palästinabilder der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin

 

Dalman am Toten Meer

Gustaf Dalman am Toten Meer, 19. November 1921 (Ausschnitt), Sammlung: Gustaf-Dalman-Institut Greifswald, Signatur: K X 2

Die Entstehung der Sammlung

Die Sammlung der historischen Palästinabilder der Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu Berlin geht auf Hugo Greßmann zurück, der hier von 1907–1927 lehrte. Erhalten sind ca. 2000 Glasplatten. Die Bilder hat Greßmann teilweise selber aufgenommen, teilweise aber auch bei professionellen Photographen gekauft. Unter den Hinzuerworbenen dürften viele auf Gustaf Dalman und auf Teilnehmer der von ihm geleiteten Lehrkurse des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes zurückgehen. Hinzu kamen weitere Sammlungen aus unterschiedlichen Quellen, unter anderem Reihen der American Colony. Dadurch wird eine interessante Vielfalt erreicht, da sich die einzelnen Institutionen unterschiedliche Schwerpunkte für ihre Motive gesetzt haben.

Gustaf Dalman war von 1902–1916 erster Direktor des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes in Jerusalem. In seiner Beschäftigung mit der Landeskunde Palästinas hat er eine große Zahl von Bildern zusammengetragen, die Geographie und Leben im heiligen Land zu Anfang dieses Jahrhunderts illustrieren. Nach seiner Rückkehr arbeitete Dalman in Greifswald am Institut für biblische Landes- und Altertumskunde. Greßmann hat im Jahr 1906 eine Palästinareise unternommen und war Mitarbeiter im genannten Deutschen Evangelischen Palästinainstitut. Bildmotivische Schwerpunkte bilden bei ihm unter anderem Petra, Gerasa, Kultplätze und Altäre. Zwei persönliche Fotoalben aus Privatbesitz mit einer Vielzahl von Papierbildern zeichnen ein lebendiges Bild des Landes und seiner verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Darüber hinaus vermitteln sie auch einen Eindruck von den abenteuerlichen Reisebedingungen im Vorderen Orient zu Anfang unseres Jahrhunderts.

Die Serien der American Colony sind deswegen von besonderem Interesse, weil sich in ihnen auch Bilder von zeitgenössischen Ausgrabungen befinden. Erst 1994 konnten die Glasplattendias, die bis dahin an unterschiedlichen Stellen gelagert und kriegsbedingt größtenteils in einem besorgniserregenden Zustand waren, zusammengetragen und zentral gelagert werden. Daher liegt die genaue Herkunft eines erheblichen Teils der Sammlung im Dunkeln.

Der Inhalt der Sammlung

Die Bilder bestehen aus Glasplatten in unterschiedlichen Formaten, die von 6x9 cm bis 18x24 cm reichen. Es handelt sich um Diapositive, die mit einem heute nicht mehr gebräuchlichen Projektor wiedergegeben werden können. Einige der Motive eröffnen Einblicke in den Stand der Architektur Palästinas zur Jahrhundertwende, beispielsweise das Syrische Waisenhaus in Jerusalem. Andere wiederum konzentrieren sich auf Ausgrabungen und bekannte historische Gebäude und Anlagen wie zum Beispiel Felsendom und Klagemauer. Die Wiederentdeckung und Identifizierung biblischer Orte erlebte in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg eine erste Blütezeit, die besonders durch die Bilder aus dem Umfeld von Dalman gut belegt ist.

Für Kunsthistoriker und Archäologen bietet ein Vergleich der Bilder mit dem heutigen Zustand der Gebäude und Orte die Möglichkeit, Veränderungen der Substanz von Baudenkmälern und archäologischen Stätten in den vergangenen hundert Jahren zu erkennen.

Besonders ausführlich und eindrücklich sind das Leben der Menschen und die Menschentypen im Vorderen Orient erfaßt. Neben der Stadtbevölkerung, welche von den ärmsten Teilen der Einwohner bis hin zu vornehmen Personen und Führungspersönlichkeiten dokumentiert ist, gibt es auch eine umfangreiche Dokumentation des ländlichen Lebens. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Landwirtschaft und den damit verbundenen Handwerken. Dabei findet das Interesse an alten Gerätschaften, aber auch an ihrem Gebrauch und an Arbeitsmethoden seinen Niederschlag. Weiterhin werden der Handel und die Transportwege in dem schwer zu erschließenden Land gezeigt.

Bei vielen der Bilder wird das Interesse und die Fragestellung der Forscher bzw. Photographen sichtbar. Im Zentrum stehen oft Motive und Gegenstände mit einem Hintergrund in der biblischen Überlieferung. Das Interesse an muslimischen, jüdischen und christlichen Traditionen ist ebenfalls deutlich erkennbar.


© 2001, Sascha Gebauer